Das englische Wort „anomia“ ist ein Fachbegriff, der aus der Medizin und Psychologie stammt. Es beschreibt eine spezifische Sprachstörung, bei der eine Person Schwierigkeiten hat, die richtigen Wörter – insbesondere Namen von Personen oder Gegenständen – zu finden. Der Begriff leitet sich vom Griechischen „a-“ (nicht) und „onoma“ (Name) ab und bedeutet wörtlich „Namenlosigkeit“. Im Deutschen wird der Begriff ebenfalls als „Anomie“ oder genauer als „Amnestische Aphasie“ verwendet, wobei im soziologischen Kontext „Anomie“ eine andere Bedeutung hat.

Bedeutung

Anomia bezeichnet eine Form der Wortfindungsstörung, bei der das Sprachverständnis meist intakt ist, aber das aktive Benennen von Objekten oder Personen gestört ist. Betroffene wissen oft genau, was sie sagen möchten, können aber das passende Wort nicht abrufen.

Medizinischer Kontext

Anomia ist oft ein Symptom von:

  • Schlaganfällen (besonders bei Läsionen im linken Temporallappen)
  • Demenz, z. B. bei Alzheimer
  • Traumatischen Hirnverletzungen
  • Sprachentwicklungsstörungen
  • Aphasien, vor allem der anomischen Aphasie

Beispiel:

„The patient showed signs of anomia, struggling to name everyday objects like ‘pen’ or ‘apple’.“
(Der Patient zeigte Anzeichen von Anomie und hatte Schwierigkeiten, alltägliche Gegenstände wie ‚Stift‘ oder ‚Apfel‘ zu benennen.)

Linguistische und psychologische Bedeutung

In der Psycholinguistik wird Anomia als Störung des Lexikons beschrieben – also der mentalen Repräsentation von Wörtern. Es ist ein wichtiges Studienfeld für das Verständnis der Sprachverarbeitung im Gehirn.

Beispiel im akademischen Kontext

„Anomia is one of the most common symptoms in post-stroke aphasia and provides key insights into lexical access in the brain.“
(Anomie ist eines der häufigsten Symptome nach einem Schlaganfall und liefert wichtige Erkenntnisse über den lexikalischen Zugriff im Gehirn.)

Typische Merkmale

  • Umschreibungen: Betroffene sagen z. B. „Das Ding, womit man schreibt“ statt „Stift“.
  • Sprachverständnis ist meist erhalten
  • Keine motorischen Sprechprobleme, sondern rein lexikalische Störung

Verwechslungsgefahr: Anomia vs. Anomie

Obwohl sie ähnlich klingen, sind Anomia und Anomie unterschiedliche Begriffe:

BegriffBedeutungFachgebiet
AnomiaWortfindungsstörungMedizin, Psychologie
AnomieZustand normloser GesellschaftSoziologie

Alltagsrelevanz und sprachliche Übertragung

Auch wenn „anomia“ ein medizinischer Fachbegriff ist, kann er sinnbildlich in Gesprächen oder Texten verwendet werden, um auf Sprachlosigkeit oder das „Nicht-in-Worte-Fassen-Können“ hinzuweisen – besonders in emotional belastenden Situationen.

Beispiel:

„In moments of deep grief, we experience a kind of emotional anomia – an inability to name or describe what we feel.“

Fazit

Das Wort anomia steht für ein spannendes Zusammenspiel zwischen Sprache, Gehirn und Kognition. Es beschreibt eine präzise, oft unterschätzte Sprachstörung, die nicht nur für Fachleute in Medizin und Linguistik, sondern auch für Sprachinteressierte aufschlussreich ist. Wer Englisch als Fremdsprache lernt, begegnet dem Begriff selten im Alltag – aber er eröffnet ein tiefes Verständnis für die Verbindung zwischen Sprache und Denken.

Englisch lernen heißt auch: Die Sprache hinter der Sprache verstehen. Und „anomia“ ist ein beeindruckendes Beispiel dafür.

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